Araber, 8 Jahre, ES an Schlauchtasche - CompX

[Xara]

Hallo zusammen!

Ich habe bisher noch keinerlei Erfahrung mit Sarkoiden. Da ich seit Ende 2018 einen 8jährigen Wallach habe, der offensichtlich ein Sarkoid am Schlauch hat , habe ich nun hier angemeldet.

Offensichtlich ist es nicht das erste, denn er hat am Körper zwei weitere, schnittförmige Stellen, die aussehen wie Narben, weil die Haare nicht mehr richtig wachsen. Vermutlich wurden dort schon mal Sarkoide operativ entfernt - er hat also eine Veranlagung dazu.

Das Sarkoid sieht aus wie eine Warze mit einem welligen Bereich daneben (siehe Bild). Die Stelle ist seit unserer gemeinsamen 10 Wochen unverändert, weshalb ich bisher nichts unternommen habe. Nun habe ich aber die Sorge, dass das Sarkoid im nahenden Frühjahr aktiv wird und überlege nun, vorsorglich mit einer CompX-Behandlung zu beginnen (habe es bereits hier, könnte also sofort starten).

Wie handhabt Ihr das in so einem Fall? Fangt Ihr vorsorglich an, oder wartet ihr ab und beobachtet erst mal? Vielleicht haben die Expertinnen unter Euch auch zum Foto eine Einschätzung? Ist es eher "ein einfaches" oder ist mit Problemen zu rechnen? Die Stelle scheint mir auch nicht so unproblematisch, ich hoffe, die Behandlung wird dort nicht schmerzhaft, da er mich sonst bestimmt nicht mehr hin lässt.

Meine Tierärztin ist eher konservativ und rät bei Sarkoiden zur OP .

Viele Grüße und schon mal vielen Dank für Eure Tipps.
Xara

[Petra]

Hallo und herzlich willkommen hier bei uns im Forum!
Bei meiner Stute habe ich damals erst einmal abgewartet wie sich der Sarkoid verhält. Allerdings fing er recht zügig an zu wachsen....was ich erst gar nicht so genau mitbekommen habe. Wenn du dich also zum abwarten entschließen solltest, würde ich dir in jedem Fall raten in bestimmten Abständen Bilder von dem Sarkoid zu machen. Dann bekommst du nämlich direkt mit wenn sich an der Stelle etwas verändert. Was genau im Verlauf einer Behandlung passiert wird dir keiner so recht vorher sagen können. Jeder Sarkoid verhält sich anders, und auch jedes Pferd. Wichtig ist es das man eine Behandlung erst dann abschließt wenn so ein Ding wirklich Geschichte ist. Auf keinen Fall vorher aufhören! Vielleicht muss man den Behandlungsweg überdenken und sich einen anderen Weg suchen. Die Hauptsache ist er führt schlussendlich auch zum Ziel.

Eine OP käme für mich erst dann in Frage wenn alle anderen Möglichkeiten der Behandlung ausgeschöpft sind. Manchmal ist die OP die einzige Möglichkeit. Der Erfolg einer OP hängt aber immer auch davon ab ob das ganze tumoröse Gewebe entfernt werden konnte. Und unter Umständen von der Qualität der Nachbehandlung.

Die Behandlung am Schlauch ist nicht unmöglich erfordert aber ein wenig Fingerspitzengefühl im Umgang mit der CompX. Einige haben hier auch gute Erfahrungen mit dem Clickern während der Behandlung gemacht.

[rj-hü]

Man sagt ja, dass kleinere Sarkoide einfacher zu behandeln sind.
Also kann man wahrscheinlich sagen, je früher desto besser.
Trotzdem muss man abwägen, ob man es "wecken" will, denn wie Petra sagt,
wenn du einmal anfängst, musst du es bis zum Ende durchziehen - egal wie der Weg dahin aussieht.

Wir haben eine kleine Warze vor dem Euter, von der ich ganz sicher glaube, dass sie ein Sarkoid ist.
Ich beobachte das aber nur und mache hin und wieder Fotos.
Ich schreite erst ein, sobald sich da was verändert.

Eine OP wäre auch nicht meine erste Wahl.
Ich habe unser Sarkoid erst mit XXT, dann mit CompX behandelt und zum Schluss - bevor wir schlussendlich doch operiert haben - noch 2x Insol geimpft.
Da alles nichts half, gab es die OP und obwohl die Ränder tumorfrei gewesen sein sollen, habe ich jetzt ein Rezidiv.

Auch mit diesem Wissen würde ich nicht sagen, dass ich die OP nicht wieder machen würde.
Am Anfang würde ich aber immer erst die Cremes probieren.

Nur wie gesagt, wenn du anfängst, gibt es keinen Weg zurück.

[Xara]

Danke schon mal Euch beiden für Eure Beiträge.

Soweit ich weiß, müsste das Sarkoid an dieser Stelle sogar in Vollnarkose entfernt werden... das ist also doch ein etwas größerer Eingriff und endlos tief kann man da am Schlauch doch auch nicht schneiden...

Morgen ist ein zweiter Tierarzt im Stall bei uns, da werde ich mir noch eine Meinung einholen.

Ich habe mir überlegt, dass ich vorsorglich mal damit anfange, das Sarkoid "trocken" zu berühren und so zu tun, als würde ich es eincremen. Einfach, um das Pferd schon mal daran zu gewöhnen, dass ich dort hinfasse. Könnte es auch erst mal mit einer Lippenherpes-Salbe versuchen, die dürfte weder brennen noch jucken?

[rj-hü]

Hier der Link zu verschiedenen Cremes, ganz unten auch Zovirax/Aciclovir.
http://www.equines-sarkoid.de/widget-2/

Aber nochmal zur Sicherheit, egal wie du anfängst - wenn du anfängst, musst du es zu Ende bringen.
Du möchtest ja auch bei Lippenherpes-Creme, dass das Sarkoid reagiert.
Und wenn es das tut, dann darfst du nicht aufhören, denn dann hast du es gereizt und geweckt.

Es könnte passieren, dass ein Sarkoid sich erstmal verschlechtert, bevor es wie gewünscht reagiert und sich verkleinert/abfällt/stirbt.

Gut finde ich aber auf jeden Fall eine zweite TA-Meinung. Das kann nie schaden.
Und die Trockenübungen können auch nicht schaden.

[Xara]

So, der Tierarzt heute rät auch dazu, es mit CompX zu versuchen (kannte das Mittel sogar), bevor die Fliegensaison beginnt. Habe heute CompX und Melkfett im Verhältnis 1:1 gemischt und werde dann die nächsten Tage starten. Pur auftragen für 3 Tage, wie empfohlen, traue ich mich an dieser empfindlichen Stelle nicht - oder ist das zwingend erforderlich? Lieber creme ich etwas länger, als dass die Stelle schmerzhaft wird und mich das Pferd nicht mehr ran lässt. Ich habe den jungen Mann ja noch nicht so lange, d. h. das Vertrauensverhältnis ist noch nicht so gut.

[Eline]

nein, nicht pur, immer 1:1 mischen, garade an so einer Stelle! Und Fliegen im Sommer stören bei der Behandlung nicht.

[Xara]

Habe heute das 1. Mal dünn CompX aufgetragen. Mein Wallach hat erstmal abwehrend das Hinterbein Richtung Bauch gehoben, das Einschmieren dann aber widerstrebend geduldet (es gab auch Leckerli und lobende Worte für's Stillhalten).

Nach etwa 30 Min. - wir haben etwas Bodenarbeit in der Halle gemacht - wurde er unruhig, begann mit dem Schweif zu schlagen und sich nach hinten umzudrehen, dann stand er mehrmals auf 3 Beinen und hat versucht, sich mit den Zähnen am Schlauchsack zu kratzen . Das sah ziemlich gewagt aus, gottseidank ist er nicht umgefallen dabei.

Ich bin anschließend noch zusätzlich mit ihm spazieren gegangen, damit er auf der Koppel keine weiteren Stunts dieser Art macht. Mein Eindruck war, dass der akute Juckreiz nicht sehr lange angehalten hat, oder die Ablenkung durch das Laufen war ausreichend, zumindest zeigte er nach einer weiteren Stunde keine Abwehrhaltung mehr.

Meine Sorge ist nun, dass er mich wegen des Juckreizes bald nicht mehr ranlässt (ist ein kluger Bursche). Deshalb überlege ich, CompX die nächsten Tage etwas stärker verdünnt - etwa 1:3 - aufzutragen, um den Juckreiz zu reduzieren. Zudem habe ich leider auch nicht immer die Zeit, ihn nach dem Auftragen 1-2 Stunden zu beschäftigen. Das heißt, er wäre dann abends mit dem Juckreiz allein in der Box und wer weiß, was er da anstellt. Auf 3 Beinen stehen und sich am Schlauch kratzen könnte dort auf den etwas rutschigen Boxenmatten ungünstig ausgehen.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wirkt die Salbe auch in stärkerer Verdünnung, die Behandlung dauert dann nur etwas länger? Das wäre für mich kein Problem, wenn ich dafür nicht von Anfang an bei meinem neuen Vierbeiner zur "unerwünschten Person" werde .

[rj-hü]

In welcher Verdünnung hast du jetzt angefangen?
1:1?
Ich würde dann auf wenigstens 1:2 gehen und schauen, was passiert.
Ist halt eine heikle Stelle.
Wenn er dann immer noch Abwehr zeigt, würde ich auf 1:3 gehen.
Wenn dein Pferd nicht mitmacht, hast du nichts gewonnen.

[Petra]

Moin
Ich persönlich würde sagen, es ist nicht üblich das die Cpmpx eine derartige Reaktion auslöst. Wie oft hatte ich selber das Zeugs an der Hand und es passierte......Nichts. Eine derart heftige Reaktion erwarte ich bei einem offenen und siffendem Sarkoid mitten im Sommer. Nicht bei einem geschlossenen wenn du das erste mal schmierst. Mein Verdacht? Nicht die Mischung sondern viel zu viel aufgetragen. Also dünn schmieren. Wenn du meinst es ist nichts drauf.....Dann ist es mehr als genug. Hauchdünn ist die Devise! Und wirklich nur den Sarkoid selber. Bleib erstmal am besten von den Rädern weg. Ein bisschen auf die Mitte. Fertig. Dann sollte es kein Problem mehr sein. Zu der Mischung.....Bei uns half auch noch 1:7 in den heftigsten Zeiten. Das reicht nicht zum Wecken aber du kannst es auch mit 1:3 probieren. Wichtig ist. ....Immer kleine Portionen anmischen.

[Xara]

Erstmal vielen Dank an Euch - ich finde es einfach super, dass man hier als "ES-Anfänger" nicht allein gelassen wird mit seinen Unsicherheiten und Fragen. Das hilft wirklich sehr.

Ich hatte die Mischung 1:1 aufgetragen und schon versucht, es möglichst dünn zu verwenden. Leider fehlt mit den Handschuhen etwas das Gefühl das warzenförmige Sarkoid gleichmäßig einzuschmieren, auf dem flächigeren Bereich links daneben ging es besser. Auch ließ sich die Mischung durch das etwas zähe Melkfett nicht so gut verteilen.Vielleicht brauche ich etwas cremigeres zum Anrühren, ähnlich wie eine Handcreme, und lasse die Handschuhe das nächste Mal weg? Mit sofortigen Händewaschen sollte ja eigentlich nichts passieren und entnehmen kann ich es mit einem Löffelstiel, um keine Keime reinzubringen.

Habe für heute noch Melkfett dazugerührt, jetzt dürfte es 1:3 sein. Mal sehen, was der Bub sagt.

Ich habe gestern gemerkt, dass man auch selbst gute Nerven für die Behandlung braucht. Das Pferd hat mir leid getan, wie es so verzweifelt gegen den Juckreiz kämpfen wollte, nicht wissend, was das jetzt ist. Und man steht daneben mit schlechtem Gewissen, weil man ja der Verursacher war und fühlt sich wie ein Verräter. Da ich meinen Wallach noch nicht so lange habe und noch sein Vertrauen gewinnen möchte, um so mehr. Aber letztlich will man ja helfen und wenn ich manche der Bilder im alten Forum ansehe, dann hoffe ich, dass ich so eine Entwicklung der jetzt noch unauffälligen Warze mit frühzeitiger Behandlung verhindern kann.